Artikel aus dem Kreis-Anzeiger von Monika Eichenauer /Fotos: Hans-Georg Rabe
Lokales 22.03.2006 "Der Stoff, aus dem mei Träume sin . . ."
Obst- und Gartenbauverein lud zur geselligen "Äbbelwoi-Verköstigung" - Werner Eckert ist neuer Apfelweinkönig. Werner Eckert ist der neue Apfelweinkönig in Eckartshausen. Sein "Äbbelwoi" ist der beste von 20 eingereichten Eckartshäuser "Stöffche", die kürzlich im Rahmen einer rundum gelungenen Veranstaltung von 155 Männern und Frauen verkostet wurden. Der Apfelwein von Eberhard Kuppe kam auf den zweiten Platz und den drittbesten stellte Werner Ruppert her. Inthronisiert wurde der Apfelweinkönig 2006 mit Krone, Schärpe und Küsschen von einem Überraschungsgast, nämlich der zauberhaften Rosbacher Blütenkönigin Sabrina II. Eckert ist der fünfte Apfelweinkönig des Dorfes, das inmitten von Streuobstwiesen gelegen ist, und löst Gerhard Wachter ab. Etwa 250 gut gelaunte Gäste jeden Alters waren zur Königskür, die der Obst- und Gartenbauverein perfekt organisiert hatte, ins Dorfgemeinschaftshaus des Büdinger Stadtteils gekommen. 155 von ihnen nahmen an der Apfelweinprobe, einer reinen Blindverkostung, teil. Auch der Landrat des Wetteraukreises, Rolf Gnadl, Dr. Johannes Fertig, Vorsitzender des Vereins Hessische Apfelwein- und Obstwiesenroute im Kreis, Büdingens Bürgermeister Erich Spamer, Erster Stadtrat Manfred Hix, Stadträtin Maike Welling, der Vorsitzende des Bezirksgartenbauverbands Büdingen, Erich Reichert, der Eckartshäuser Ortsvorsteher Reiner Ebert sowie Reiner und Sabine Marhenke vom Büdinger Gewerbe- und Verkehrsverein testeten vergnügt mit. Nach der Begrüßung durch Vereinsvorsitzenden Götz Emmrich begann der gesellige Abend mit einer ausgefeilten Präsentation per Computer und Leinwand über das idyllische Eckartshausen. Emmrich selbst hatte sie zusammengestellt. Dann ging es los mit der Blindverkostung. 20 Eckartshäuser hatten ihr "Stöffche" abgeliefert. Jede Sorte wurde in fünf Bembel zu je zwei Litern gefüllt und durchnummeriert. Die Nummern der einzelnen Sorten waren ausgelost worden. Lediglich Götz Emmrich und zwei weitere Vereinsmitglieder kannten die Namen hinter den Nummern. Zu jeder neuen Probe, die die Winzer ausschenkten, trug Vorstandsmitglied Willi Schierhorn ein Sprüchlein vor. Eins davon hieß: "Der Stoff, aus dem mei Träume sin, der wächst uff Streuobstwiese, un isser erst im Bembel drin, kann isch mein Traum genieße". Monika Maurer und Reinhold Melzer unterhielten die Gäste musikalisch mit Akkordeon und Kontrabass, sodass alle recht bald mitsangen und schunkelten. Die Wahl des Apfelweinkönigs war ein höchst geselliges, zumal kommunikatives Ereignis. Denn kaum wurde der goldgelbe Wein ins "Gerippte" ausgeschenkt, wurde gerochen, die Farbe geprüft, die nur in Nuancen variierte, etwas trüb oder klar war. Der "Äbbelwoi" wurde geschmeckt, ja gekaut, über die Zunge rollen lassen. Süffig, mild, sauer, weich, gerade richtig herb, ein bisschen zu viel Säure, vollmundig, guter Nachgeschmack, nicht so pelzig auf der Zunge - die "Äbbelwoi-Koster" palaverten untereinander, hielten die "Gerippten" gegen das Licht, diskutierten über die einzelnen Sorten und notierten sich ihre Eindrücke auf einem der beiden Zettel, die sie bekommen hatten. Darauf waren die 20 Nummern festgehalten und die Noten eins bis sechs - sechs war die beste. Auf dem grünen Zettel war Platz für Notizen, der weiße Zettel mit der Benotung wurde später abgegeben. Zur Geschmacksneutralisierung zwischen den Proben reichten die Damen des Vereins unzählige Griebenschmalzbrote, Hausmacher Wurst und Käsehäppchen. Zwischendurch liefen Fachgespräche, etwa wie aus dem frischgepressten Apfelsaft ein runder Apfelwein wird: Mindestens fünf Sorten sollen drin sein. Der Zeitpunkt, wann geschüttelt und gelesen wird, ist wichtig. Das heißt, wie viel Sonne die Früchte bekamen, denn die Gärung richtet sich auch nach der Süße, wann das "Stöffche" von der Hefe gezogen wird, ob an Nikolaus, Weihnachten oder im Januar. Auch die Temperatur im Keller ist von großer Bedeutung - "gut sind gleichtemperierte Erdkeller, wie sie noch in manchen Häusern hier vorhanden sind", erklärte Experte Willi Schierhorn. Bosköppe sollten dabei sein, denn "Bosköpp sind gut für's Herbe, e bissi herb muss er sein", meinte Erich Reichert. "Ein paar Quitten können dabei sein, die machen den Wein schön klar", berichteten die Experten. Es komme sehr auf die individuelle Behandlung und Lagerung an. Besonders in diesem Jahr. Denn da waren Äpfel im hiesigen Raum rar, so dass die Eckartshäuser Winzer sich in Franken etwas "Entwicklungshilfe" geholt haben, wie Götz Emmrich verschmitzt mitteilte. Einem Team von Informatikern unter Leitung von Wolfgang Ringe war es zu verdanken, dass die Ergebnisse innerhalb einer halben Stunde zur Verfügung standen, denn Ringe entwickelte ein spezielles Programm, mit dem die Daten von 155 Leuten für 20 Sorten ausgewertet und per Balkendiagramm dem Publikum sofort zugänglich gemacht werden konnten. Groß war die Spannung, als die Balken in die Höhe liefen, bis schließlich feststand: Die Nummer acht hat das beste "Stöffche". Als dann Götz Emmrich die drei besten Winzer bekannt gab, war der Jubel riesengroß. |